Teil 1: Der Hüftschmeichler
Für diesen Hüftschmeichler und die passenden Stulpen benötigt ihr erst einmal einen alten Pullover. Das Material ist zweitrangig, dehnbar sollte es allerdings sein. Sweat geht gut, Fleece hält schön warm und auch ein Strickpullover kann wunderbar zu einem Hüftschmeichler upgecycelt werden. Letzterer ist allerdings möglicherweise nicht ganz so pflegeleicht, was das Waschen angeht. Außerdem kann es sein, dass er sich an eurer Hose hochschiebt. Dagegen hilft, wenn der Strickhüftschmeichler nach unten weiter wird oder aber (noch effizienter) ein eingenähter Unterrock aus Futterstoff. Eine passende Anleitung dafür findest du → hier.
Diese Zutaten benötigt ihr für den Upcycling-Hüftschmeichler:
Das brauchst du
- einen alten Pullover
- Bündchenstoff (Maße siehe unten)
- ggf. breites Gummiband
- Schere
- Lineal, Maßband
- Schneiderkreide oder Stoffmarker
- Stecknadeln oder Stoffklammern
- passendes Nähgarn
- Nähmaschine, eventuell Overlock-Nähmaschine
Wie viel Bündchenstoff benötige ich?
Bündchen ohne Gummiband:
Zuerst musst du dir überlegen, wie hoch dein Bündchen werden soll. Ich finde ein fertiges Maß von ca. 6-9 cm ganz angenehm. Ist dein Pullover und damit auch dein Hüftschmeichler etwas kurz, dann kannst du das durch ein etwas höheres Bündchen kompensieren. Für die Berechnung der Höhe des Stoffzuschnitts nimmst du zwei Mal die gewünschte fertige Höhe (das Bündchen liegt nachher doppelt) plus zwei Mal 1 cm Nahtzugabe. In meinem Fall sind das zwei Mal 9 cm plus zwei Mal 1 cm = 20 cm Bündchenhöhe im Zuschnitt.
Mit der Weite ist das so eine Sache. Es gibt festere Bündchenstoffe, die sitzen nach der allgemeinen Formel berechnet fast ein bisschen zu eng. Ich habe aber auch schon öfters weichere verarbeitet, die leicht ausleiern, sodass das Kleidungsstück nach ein bisschen Tragezeit anfängt zu rutschen. Da Bündchen in der Regel im Schlauch liegen, schneide ich mir ein Stück vom Schlauch in der gewünschten Höhe (siehe oben) ab und messe dann die notwendige Weite direkt am Körper. Wenn ihr dazu Sicherheitsnadeln benutzt, piekt ihr euch auch nicht beim Ausziehen des abgemessenen Bündchens. Rechnet dann noch zwei Mal ein Zentimeter Nahtzugabe dazu und schneidet das Bündchen auf die entsprechende Breite. Werft die Abschnitte nicht weg, sie eignen sich oft noch für Ärmelbündchen.
Der Vollständigkeit halber will ich euch aber noch zeigen, wie man die Bündchenweite auch berechnen kann: Ihr messt euren Körperumfang an der Stelle, an der das Bündchen sitzen soll. In der Regel wird das der Taillenumfang sein. Da ihr den Hüftschmeichler über eurer Kleidung tragt, messt ihr den Umfang in diesem Fall über der Leggings oder Jeans, je nach dem worüber ihr ihn tragen möchtet. Den Taillenumfang multipliziert ihr für die Bündchenweite mit 0,7. Dann rechnet ihr noch zwei Mal 1 cm Nahtzugabe dazu.
Beispiel: Bei 70 cm Taillenumfang wären das 70 cm x 0,7 = 49 cm plus 2 x 1 cm Nahtzugabe = 51 cm Bündchenweite.
Bündchen mit Gummiband:
Habt ihr Bedenken, dass euer Hüftschmeichler rutschen könnte, wenn ihr „nur“ einen Bund aus Bündchenstoff hast, dann solltet ihr in das Bündchen ein breites Gummiband einziehen. In diesem Fall könnt ihr das Bündchen auch wunderbar aus Jersey nähen. Die Höhe des Bündchens berechnet sich jetzt wie folgt: zwei Mal die Breite des Gummis plus 1 cm Spielraum für den Gummi plus zwei Mal 1 cm Nahtzugabe. Bei einem 3 cm breiten Gummiband ergibt das also: zwei Mal 3 cm plus 1 cm Spielraum plus zwei Mal 1 cm Nahtzugabe = 9 cm Bündchenhöhe im Zuschnitt.
Dank des Gummibands könnt ihr das Bündchen in diesem Fall etwas weiter zuschneiden. Habt ihr euch für ein Bündchen aus Jersey entschieden, dann sollte es die gleiche Weite wie der Hüftschmeichler oben haben, denn Jersey lässt sich nicht so sehr dehnen wie Bündchenstoff. Egal, für welches Material ihr euch entscheidet: plus zwei Mal 1 cm Nahtzugabe nicht vergessen!
Die Länge des Gummibands messt ihr, indem ihr dir das Band in angenehmer Spannung um die Taille legst und dann zwei Mal 2 cm für die Überlappung zugebt. Das ergibt beim Zusammennähen eine Überlappung von 4 cm. Und denkt auch hier dran: Da ihr den Hüftschmeichler über eurer Kleidung tragt, messt ihr den Umfang über der Leggings oder Jeans.
Wie ihr in diesem Fall das Bündchen näht und das Gummiband einzieht, findet ihr → hier in der Anleitung für den Jersey-Hüftschmeichler.
Mist – gerade kein Bündchenstoff zur Hand! Was tun?
Wenn Ihr nicht extra Stoff für ein Bündchen kaufen möchtet und Euer Pullover lang genug ist, könnt ihr ihn für einen Gummiband-Tunnel oben umklappen. Um die genaue Länge zu ermitteln, braucht ihr folgende Maße:
- Messt die gewünschte Länge des Hüftschmeichlers ohne Bund, z.B. 30 cm.
- Messt die Breite eures Gummibands (z.B. 3 cm) und verdoppelt sie = 6 cm.
- Spielraum für das Gummiband = 1 cm.
- Ein Mal (!) 1 cm Nahtzugabe.
Verlängert jetzt die Länge deines Rocks (im Beispiel 30 cm) um die Maße der Punkte 2. bis 4. (im Beispiel: 6 cm + 1 cm + 1 cm = 8 cm). Statt einen Bund aus Bündchenstoff zuzuschneiden, dreht ihr den Hüftschmeichler auf links und klappt für den Bund den Stoff oben nach außen (Umschlag liegt dann links auf links).
Die Höhe des Umschlags berechnet sich wie folgt: Die einfache Breite des Gummibands + die Hälfte des Spielraums des Gummibands + die Nahtzugabe von 1 cm (im Beispiel: 3 cm + 0,5 cm + 1 cm = 4,5 cm nach außen klappen). Jetzt nähst du den Bund unter Berücksichtigung von 1 cm Nahtzugabe fest. Achtung! Lasse eine ca. 4 cm breite Öffnung aus (am Anfang und am Ende gut verriegeln!!!), durch die du anschließend das Gummiband einziehen kannst, bevor du es schließlich mit 4 cm Überlappung zum Ring zusammennähst. Voilá!
Wie ihr das Gummiband einzieht und zusammennäht, findet ihr ebenfalls → hier in der Anleitung für den Jersey-Hüftschmeichler.
Wie nähe ich meinen Upcycling-Hüftschmeichler?
Schritt-für-Schritt-Anleitung
Schritt 1
Lege den Pullover, den du für das Projekt gewählt hast, vor dich hin. Achte darauf, dass der Rumpf faltenfrei ist und die beiden Stofflagen exakt aufeinanderliegen.
Schritt 2
Zeichne mit Schneiderkreide eine gerade Linie zwischen den untersten Punkten der Armlöcher ein.
Schritt 3
Fixiere die beiden Stofflagen ober- und unterhalb der Linie mit Stecknadeln, dass sie dir beim Durchschneiden nicht verrutschen. Schneide den Pullover dann an der markierten Linie auseinander. Den oberen Teil mit den Ärmeln legst du für die Stulpen beiseite. Du arbeitest mit dem unteren Teil weiter.
Schritt 4
Jetzt versäuberst du die Schnittkante mit der Overlock oder einem Zickzackstich deiner Nähmaschine. Ich nehme bei dehnbaren Stoffen gerne den Dreifachzickzack, weil sich dann der Stoff nicht so leicht zusammenzieht.
Natürlich kannst du mit dem Versäubern auch warten, bis du den Bund am Bauch angepasst hast (siehe weiter unten). Da es mit der Overlock aber ganz rasch geht und mich das Gefussel des Stoffs genervt hat, habe ich jetzt schon mal eine Runde versäubert.
Schritt 5
Je nach Form des Pullovers kann es sein, dass du jetzt die Weite noch etwas regulieren musst. Mein Pullover wird nach oben hin etwas weiter, sodass dieser Bereich angepasst werden muss. Vergiss nicht, die Stofflagen vor dem Nähen zu fixieren, damit nichts verrutscht.
Da der Hüftschmeichler mit einem Bündchen abschließt, muss der Pullover an der Taille nicht wirklich enger werden. Es reicht in der Regel, wenn die Naht gerade verläuft.
Sollte Dein Pullover aber aus recht dickem Material bestehen (bei mir war das z.B. bei dem verfilzten Wollpullover der Fall), dann kannst du die Außennähte in Richtung Taille auch ein wenig nach innen verlaufen lassen, sodass der Rock schon vor dem Bündchen etwas enger wird. Ansonsten kann es sein, dass es später unter dem Bündchen ein bisschen wulstig aussieht, weil zu viel Stoff zusammengezogen werden muss.
Schritt 6
Jetzt kannst du mit der Overlock an der angezeichneten Linie entlang nähen. Wenn Du mit der Nähmaschine arbeitest, nähst du an der eingezeichneten Linie mit Geradstich entlang. Dann schneidest du den überstehenden Stoff in der Breite deiner Zickzacknaht ab und versäuberst die Stelle.
Da die meisten unserer Popos nicht Pfannkuchen-flach sind, wäre der Hüftschmeichler, so wie er jetzt ist, hinten kürzer als vorn. Um das auszugleichen, müssen wir ihn vorne etwas kürzen. Zeichne deshalb eine halbrunde Linie von einer zur anderen Seitennaht ein (ich hab’s mit Stecknadeln markiert) und schneide nur das Vorderteil (!) entsprechend zu.
Normalerweise schneidert man das Rückenteil von Röcken und Hosen etwas höher. Dazu müsste man beim Zerschneiden des Pullovers in zwei Schritten vorgehen: Erst am Vorderteil einen geraden Schnitt zwischen den Achseln und dann am Rückenteil eine nach oben geschwungene Linie. Wenn dein Pullover etwas kurz ist, dann würde ich das so machen. Wenn die Länge aber ausreicht, dann ist es einfacher, den Bund am Bauch später etwas nach unten zu korrigieren (bei mir ist er in der Mitte ca. 2,5 cm tiefer). Am Ende kommt es aufs Gleiche raus: Der Hüftschmeichler ist hinten höher als vorne.
Schritt 8
Jetzt musst du nur noch entlang des letzten Schnitts versäubern und dein Hüftschmeichler ist – bis auf den Bund – zugeschnitten.
Im Folgenden zeige ich dir, wie du deinen
Bund aus Bündchenstoff anfertigst. Wie du vorgehst, wenn du ein Gummiband einziehen möchtest, erkläre ich dir wie gesagt → hier.
Schritt 9
Schneide dein Buendchen in der entsprechenden Größe zu und nähe die kurzen Kanten rechts auf rechts zusammen – entweder mit der Overlock oder mit dem Geradstich deiner Nähmaschine (alternativ: Dreifachgeradstich, hält besser) . Im letzten Fall bügelst du die Kanten nach dem Nähen auseinander.
Bei mir hat die Weite des Bündchenschlauchs genau gepasst, deshalb siehst du diesen Schritt hier nicht.
Halbiere jetzt das Bündchen in der Höhe links auf links (die schönen Seiten liegen außen). Lege es flach vor dich hin. Wenn du eine Naht hast, liegt diese ganz genau auf einer Seite außen. Markiere die Außenkante(n) ohne Naht mit Stecknadeln oder Stoffklammern, und zwar an der offenen Seite (die zeigt auf dem Bild nach oben).
Schritt 11
Lege jetzt die Markierungen mittig aufeinander und markiere die neu entstandenen Außenkanten erneut mit Stecknadeln oder Stoffklammern. Auf diese Weise hast du den Bündchenumfang in vier gleich große Teile eingeteilt.
Schritt 12
Dasselbe machst du jetzt mit dem Hüftschmeichler. Zwei Seiten sind bereits durch die Außennähte markiert. Lege diese mittig aufeinander und markiere die entstandenen Außenkanten (= vordere und hintere Mitte). Jetzt ist auch die Oberkante des Hüftschmeichlers geviertelt.
Schritt 13
Im nächsten Schritt steckst du das Bündchen rechts auf rechts so an den Hueftschmeichler, das die offene Kante auf die Oberkante des Hüftschmeichlers trifft. Wenn das Bündchen eine Naht hat, dann liegt diese exakt auf der hinteren markierten Mitte des Hueftschmeichlers. Auch die anderen Markierungen müssen exakt aufeinandertreffen, damit die Raffung später geleichmäßig ist.
Schritt 14
Damit das Zusammennähen etwas einfacher wird, fügst du zwischen den Stecknadeln jeweils eine weitere Stecknadel hinzu. Spanne dazu das Bündchen zwischen zwei Stecknadeln so weit, dass es genau so lang ist wie der Hüftschmeichler und stecke die beiden Teile in der Mitte mit einer weiteren Stecknadel zusammen. Jetzt hast du insgesamt acht Stecknadeln und kannst die Teile zusammennähen.
Wenn Du mit der Nähmaschine nähst, dann wähle für diese Naht unbedingt einen Stretchstich. Wenn Du mit der Overlock nähst, zeige ich dir im Folgenden, wie du die überstehende Naht einfach sichern kannst.
Schritt 16
Sichere die Fäden, indem du sie paarweise nimmst und verknotest.
Schritt 17
Schneide die überstehenden Fäden nicht zu kurz ab.
Tataa!
Fertig ist dein Upcycling-Hüftschmeichler.
Teil 2: Die Stulpen
Schritt 1
Jetzt nimmst du den übrigen Teil des Pullovers mit den Ärmeln und schneidest diese parallel zum Ärmelbündchen in der gewünschten Stulpenlänge ab. Am besten probierst du sie kurz an, um die Länge und Weite zu kontrollieren. Sollten die Stulpen zu weit sein, passt du sie analog zum Hüftschmeichler (siehe Schritt 5 → hier) an.
Schritt 2
Versäubere die Schnittkante entweder mit der Overlock oder mit einem Zickzackstich deiner Nähmaschine. Auch hier gilt: Mit dem Dreifachzickzackstich zieht sich der Stoff nicht so leicht zusammen.
Schritt 3
Danach drehst du die Stulpen auf links und klappst die obere Kante saumbreit (ca. 2 cm) nach außen. Mit einem dehnbaren Stich nähst du den Saum fest: Bei dünneren Stoffen wähle ich gerne den Stretchstich, bei etwas dickeren wie → diesen Stulpen aus dem Wollpullover den Dreifachzickzack (z.B. mit Stichbreite 3,5 mm, Stichlänge 1,6 mm).
Ich habe den Saum der Stulpen mit Stoffklammern fixiert, weil man sie auf den Fotos besser sieht. Allerdings stülpst du die Stulpe zum Nähen über den Freiarm deiner Nähmaschine (eventuell musst du dazu das Zubehörfach abnehmen). Beim Nähen verhakeln sich die Stoffklammern aber sehr leicht, wenn sie um die Ecke des Freiarms laufen sollten. Das solltest du jedoch tunlichst vermeiden, weil der Stoff dann beim Nähen gedehnt wird (der Transporteur schiebt ja einfach weiter) und der Saum dadurch wellig wird. Deshalb rate ich dir, den Saum deiner Stulpen mit Stecknadeln zu fixieren.
Schritt 4
Wieder auf rechts wenden und
– nochmal tataa –
deine neuen Stulpen sind auch schon fertig!